Migration in die DDR: Geblieben
November 22, 2019 @ 6:30 pm - 9:30 pm
FREUNDSCHAFT AUF ZEIT:
Vertragsarbeit und Internationalismus in der DDR
Kuratiert von Tobias Hering in Kooperation mit Sun-ju Choi
Geblieben
Im Anschluss an das Filmprogramm Gespräch mit Thanh Nguyen Phuong und Nguyen Phuong Thuy
Wir bleiben hier
Dirk Otto, Deutschland, 1991, 32 Min., Produktion: DEFA Studio für Dokumentarfilme GmbH
Eine junge vietnamesische Familie in Berlin am Vorabend des 3. Oktober 1990. Beide Eltern haben als Vertragsarbeiter*innen ihr „halbes Leben in der DDR verbracht“ und sind nun von Abschiebung und täglichen Anfeindungen bedroht. In krassem Gegensatz zur vorherigen Filmpraxis des In-den-Mund-Legens und Drübersprechens verzichtet dieser Film auf jeglichen Off-Kommentar und Musik.
Sorge 87
Thanh Nguyen Phuong, Deutschland 2017, 10 Min.
„Sorge ist der Ort, den ich nie vergessen werde. Der Ort, an dem meine Eltern Fuß fassten – als Vertragsarbeiter in der DDR. In ihrer, neuen zweiten Heimat. Einer Heimat, die auch meine wurde.“ (Thanh Nguyen Phuong)
Thanh Nguyen Phuong wurde 1992 in Werdau geboren und studierte Kommunikationsdesign und Film an der FH Potsdam. Ihr Film “Sorge 87” feierte seine Premiere letztes Jahr auf der DOK Leipzig und wurde weltweit auf unterschiedlichen Festivals vorgeführt und ausgezeichnet.
Nguyen Phuong Thúy ist Kulturwissenschaftlerin und Aktivistin und unterstützte ihre Schwester bei den Arbeiten zu “Sorge 87”
✦ Freundschaft auf Zeit ✦
Das Programm Freundschaft auf Zeit – Vertragsarbeit und Internationalismus in der DDR widmet sich der Situation von Arbeiter*innen aus sozialistischen „Bruderländern“ in der DDR und kurz nach der Wende. In Filmen, Lesungen und Diskussionen versucht die Reihe, aus den Archiven von DEFA und DDR-Fernsehen die öffentliche Wahrnehmung von Migrant*innen zur damaligen Zeit zu rekonstruieren. Zum anderen gibt sie Raum für aktuelle künstlerische und aktivistische Positionen aus der heutigen Perspektive von Kindern und Enkelkindern der Vertragsarbeiter*innen.
✦ Tobias Hering ✦
Tobias Hering ist freier Filmkurator und Journalist und derzeit u.a. verantwortlich für das Archivprojekt re-selected der Kurzfilmtage Oberhausen. Migration und Interkulturalität sind regelmäßige Themen seiner Arbeit, zuletzt bei der Filmreihe In deutscher Gesellschaft: Passagen-Werke ausländischer Filmemacher*innen 1962-1992 (Zeughauskino Berlin, 2017, ko-kuratiert von Tilman Baumgärtel), einer Retrospektive von Filmen, die nicht-deutsche Filmemacher*innen in der BRD und der DDR realisiert haben.
✦ Sun-ju Choi ✦
Sun-ju Choi ist Gründungsmitglied von korientation e.V. – Netzwerk für Asiatisch-Deutsche Perspektiven und Vorstandsmitglied der ndo (neue deutsche organisationen). Sie publizierte gemeinsam mit Heike Berner den Erzählband Zuhause – Erzählungen von deutschen Koreanerinnen (2006). Sie leitet seit 2007 gemeinsam mit Kimiko Suda das Asian Film Festival Berlin. Zuletzt erschien ihre Dissertation Vater Staat und Mutter Partei: Familienkonzepte und Repräsentation von Familie im nordkoreanischen Film (2017).
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